Zwischen den Jahren besinne ich mich, schaue zurück, erinnere mich – an all die Momente die mir wichtig waren in den letzten 12 Monaten. Sie ist wirklich wichtig für mich diese Zeit: Etwas geht zu Ende und etwas Neues fängt an.
Keine Bange, jetzt folgt nicht etwa der x-te Jahresrückblick. Das können doch all die bunten Blätter und Magazine viel besser und was das Persönliche anbelangt, macht sich doch jeder eh seinen Eigenen.
Mir reichts an den Anfang des Monats zurückzukehren, als ich das große Glück hatte, Rio für eine knappe Woche gegen Salvador (Bahia) im Nordosten Brasiliens einzutauschen um am „Mercado Cultural“ teilzunehmen. In diesem Jahr war die Kunstmesse auch Gastgeber des Weltmusikfestivals „strictly mundial“. Das bedeutete für mich jeden Tag um die drei Konzerte von Bands aus Lateinamerika, Europa oder Afrika. Dazu ein Besuch im „Instituto Cultural Brasil Alemanha – Bahia“ und neue Kontakte zu Festivalveranstaltern und Musikproduzenten. Die Stadt mit ihrem barocken Zentrum bildete eine fantastische Kulisse und als ich ankam, trugen sogar alle Rot, weil das die Lieblingsfarbe von Santa Barbara ist, deren Ehrentag ich erwischt hatte.
So verband ich also das Nützliche mit dem Schönen und kehrte mit neuer Energie nach Rio zurück, wo mich zuerst ein Umzug und dann die lang ersehnte Ankunft einer Dame namens Jenny erwartete.
Leider scheint die internationale Luftfahrt zur Zeit sprichwörtlich so durch den „Wind“ zu sein, dass verlässliche Angaben über ankommende Fluggäste reinster Luxus sind. Ich stand also einige Stunden zu früh am Gate und als ich bei der mir genannten Maschine jeden erscheinenden Passagier nach Wiederekennungsmerkmalen musterte, dann jedoch feststellen musste, dass auch dies erfolglos blieb, wurde der Sicherheitsdienst auf mich aufmerksam, da ich wohl einen ziemlich verzweifelten Anblick gegeben haben muss. Merke: Die Lufthansa fliegt nicht mehr direkt von Frankfurt nach Rio und von keiner der beiden Seiten ist eine verlässliche Auskunft über geänderte Flüge zu erwarten!!!
Wie dem auch sei, nach einigen nervenzehrenden Stunden schätzte ich mich glücklich in Gegenwart der oben genannten Senhorita, wie man auf einigen der wie immer beigefügten Bildern unschwer erkennen kann.
Jetzt galt es nur noch ein wenig Schrift- und Organisationskram zu erledigen und schon stand Papa Noel, so heißt der greise Herr hier, unter der Palme.
Nachdem wir uns noch performancemässig am Strand mit Farbe beschmiert und auf Geheiß eines gewissen Herrn Gott (Artist, formaly known as Golo) auf Leinwand drucken lassen hatten, flohen wir dank fahrbarem Untersatz ins Grüne um mehr vons Land zu sehen. Ob an rauer Küste, oder durch üppige Vegetation – immer war das Glück uns hold und verschaffte uns Einblicke in bis dato unbekannte Gefilde. Nur einmal wurden wir in unserem Drang nach Norden gestoppt: 3.000 Liter Rohöl eines Tanklastzuges kratzt keiner so schnell von der Fahrbahn. Doch so lernten wir auch mal eine durchschnittliche brasilianische Industriestadt kennen. Am Weihnachtstage, der hier übrigens auf den 25. Dezember fällt, befanden wir uns dann zünftig zwischen Düne und Atlantik und erholten uns von der Moqueca des Vorabends (Fisch/Shrimptopf mit Palmöl zubereitet – lecker und heftig).
Auf dem Weg zurück nach Rio erfuhren wir dann, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, denn die „Bescherung“ kam in diesem Jahr reichlich in flüssiger Form von oben. Das milderte zwar die immer noch andauernde Energiekrise des Landes, richtete darüber hinaus aber ein heilloses Überschwemmungschaos in den Vorstädten an. Der dort abgelagerte Müll der Stadt geriet ins Rutschen und begrub Häuser und Menschen unter sich.
Jetzt ziehen die Wolken nach Norden und hier regnets nur ab und zu noch. Natürlich hofft hier alles auf einen trockenen Silvesterabend, denn Feuerwerk am Strand, weissgekleidete Menschen und Gladiolen im Wasser brauchen keinen Regen! Das passende Foto dazu wird nachgeliefert und bis dahin wünsche ich Euch allen

Ein frohes und friedvolles Neujahr!

Euer Axel